Das Medikament Eculizumab, ein synthetischer Antikörper, der hemmend in Entzündungsreaktionen eingreift, konnte bei Patienten mit der Neuromyelitis-optica-Spektrum- Erkrankung (abgekürzt „NMOSD“ von engl. Neuromyelitis optica spectrum disorders) das Rezidivrisiko deutlich senken. Die seltene, aber schwere autoimmune Entzündungsstörung kann zu Blindheit, Lähmung und zum Tod führen. Forscher der renommierten Mayo Clinic und internationale Partner berichteten kürzlich über ihre Ergebnisse in einer randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.
Die Neuromyelitis optica, auch Devic-Krankheit genannt, tritt auf, wenn das körpereigene Immunsystem gegen ansonsten gesunde Nervenzellen in den Sehnerven, im Rückenmark und manchmal auch im Gehirn reagiert. Neuromyelitis optica wird oft als Multiple Sklerose (MS) fehldiagnostiziert, doch es handelt sich um eine eigenständige Erkrankung, die durch schwerwiegendere Anfälle und eine weniger vollständige Heilung gekennzeichnet ist. Eine einzelne Neuromyelitis optica Attacke zu Blindheit und Lähmungen führen. Mit jedem Rückfall kann sich die Invalidität verschlimmern. Bis zu 10 von 100.000 Menschen sind davon betroffen. Bislang sind nur wenige immunsuppressive Behandlungsmethoden gegen Erkrankungen aus dem Feld der NMOSD etabliert, bei denen weiterhin ein Rückfallrisiko zwischen 25 und 60% besteht.
In der nun publizierten Studie „Prevention of Relapses and Evaluation of Eculizumab in NMOSD Treatment (PREVENT)“ wurden 143 Erwachsene an 70 Standorten in 18 Ländern eingeschlossen. Alle Patienten wiesen den Aquaporin-4-Immunglobulin G (AQP4-IgG) – Antikörper auf, der mit den meisten Fällen von Neuromyelitis optica assoziiert ist. Aufgrund jüngster Erkenntnisse ist bekannt, dass, wenn der Antikörper an den Wasserkanal AQP4 auf Nervenzellen bindet, ein Proteinkomplex namens "Komplement" aktiviert wird, der die Zellen abtötet und dadurch erhebliche Verletzungen am Nervengewebe verursacht. Die Aktivierung von Komplementen zu blockieren, um die beschriebenen Mechanismen zu unterbinden, erschien den Wissenschaftlern der Mayo Clinic deshalb als naheliegend.
Alle Patienten, die in die Studie miteingeschlossen wurden, konnten auf Wunsch ihre vorherige Therapie fortsetzen. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip randomisiert, um regelmäßige Dosen eines Placebos oder von Eculizumab zu erhalten. Dieser therapeutische Antikörper hat sich bereits zur Behandlung von Erkrankungen etabliert, bei denen die Komplementaktivierung Schäden verursacht, wie z.B. Myasthenia gravis, eine Muskelerkrankung, und paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie, eine genetische Erkrankung der roten Blutkörperchen.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Behandlung mit Eculizumab das Rezidivrisiko bei Patienten mit Neuromyelitis optica im Vergleich zu einem Placebo um 94 Prozent reduzierte. Nach 48 Wochen waren fast 98 Prozent der mit Eculizumab behandelten Patienten ohne Rückfall, verglichen mit 63 Prozent der mit Placebo behandelten Patienten.
Da nur Patienten mit AQP4-IgG-Antikörpern in die Studie mit aufgenommen wurden, können die Ergebnisse zur Wirksamkeit von Eculizumab nicht auf andere entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems übertragen werden. Auch die Langzeitwirkung von Eculizumab bei Patienten mit NMOSD muss in weiteren Untersuchungen überprüft werden. Doch die Ergebnisse der Studie dürfen Betroffenen Hoffnung auf eine verbesserte Behandlung geben, da jede Attacke der Neuromyelitis optica einen schwerwiegenden Einschnitt in die weitere Lebensqualität bedeutet.

Quelle: https://newsnetwork.mayoclinic.org/discussion/study-shows-drug-reduces-risk-of-relapse-with-neuromyelitis-optica/

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