Bei der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose kommt es durch wiederholte Angriffe auf die weiße Substanz (das sogenannte Myelin) von Hirn und Rückenmark zu irreparablen Schäden am zentralen Nervensystem. Viele Betroffene erfahren dadurch eine lebenslange Behinderung, mitunter verläuft die Erkrankung auch tödlich. Kanadische Forscher um die Professorin Anastasia Voronova berichten nun, dass die Injektion eines Moleküls namens Fractalkin diesen Prozess aufhalten oder gar umkehren könnte.
Bereits frühere Arbeiten bestätigten, dass der Einsatz von Fractalkin die Hirnsubstanz gesunder Labormäuse vor schadhaften Einflüssen schützte. Zum ersten Mal ließ sich nun jedoch auch ein direkter therapeutischer Effekt an künstlich erkrankten Versuchstieren nachweisen. Nach der Injektion von Fractalkin kam es bei den Mäusen zu einer Neubildung von Oligodendrozyten (eine Zellspezies, welche Myelinfasern bildet) und folglich zu einer Regeneration weißer Hirnsubstanz. Womöglich könnten also auch Schäden bzw. Krankheitssymptome der Multiplen Sklerose durch den Einsatz von Fractalkin aufgehalten oder gar umgekehrt werden.
Der Versuchsansatz soll nun vorerst in unterschiedlichen Tiermodellen getestet werden. Ein Erfolg im Humanversuch käme einem medizinischen Meilenstein gleich. Obwohl neuartige Therapien die Behandlung der Multiplen Sklerose bereits maßgeblich verbessern, ist es bislang noch nicht gelungen, bestehende Schäden im Zentralnervensystem zu reparieren.