Eine kalte Umgebungstemperatur induziert einen „Energiesparmodus“ des Immunsystems und verringert so die neurologischen Symptome von Labormäusen, bei denen experimentell eine autoimmune Hirnentzündung (wie z.B. bei der Multiplen Sklerose) erzeugt wurde. Zu diesem Ergebnis kommen Genfer Forscher in einer aktuellen Veröffentlichung (publiziert im Oktober 2021 in „Cell Metabolism“).

Die Forscher hypothetisierten, dass immunzelluläre Verteidigungsmechanismen (auch gegen eigene Zellbestandteile) generell energieaufwendig sind. Für die Krankheitsaktivität bei Autoimmunerkrankungen könnte es deshalb entscheidend sein, einen energieaufwendigen „Störfaktor“ im Organismus zu implementieren, der Ressourcen aus dem Immunsystem ableitet und so zu milderen Krankheitsverläufen bei Autoimmunerkrankungen führt.

Um ihre Annahme zu überprüfen, setzten die Forscher Labormäuse mit einer experimentellen Autoimmun-Enzephalitis einer rund 10°C kälteren Umgebungstemperatur aus. Schon nach wenigen Tagen verbesserten sich die Symptome der Tiere und auch das Ausmaß der Demyelinisierung der Nervenfasern, ein typisches Phänomen der Multiplen Sklerose, nahm ab. Zeitgleich war es für die Tiere uneingeschränkt möglich, ihre normale Körpertemperatur aufrecht zu erhalten – unter zusätzlichem Energieaufwand.

Eine pathophysiologische Erklärung für das beobachtete Phänomen liefern die Wissenschaftler gleich mit: Durch die Kälteexposition und der damit einhergehenden Ressourcenallokation (Produktion von Körperwärme) kommt es zu einer herabgesetzten Aktivität von Antigen-präsentierenden Monozyten, die im Körper normalerweise eine Immunantwort auf „feindliche“ oder „als feindlich eingestufte“ Zellmuster generieren.

Die Forscher möchten nun herausfinden, ob ihre Entdeckung einen praktikablen Nutzen bei Autoimmunerkrankungen findet. Trotz der positiven Ergebnisse der Studie muss hingenommen werden, dass eine kalte Umgebung die Empfindlichkeit für Infektionen begünstigt, was eine Anwendung bei Patienten womöglich einschränkt.

Quelle: https://www.unige.ch/communication/communiques/index.php?cID=1780

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