Einem amerikanischen Forscherteam ist es gelungen, mithilfe moderner Technologien verschiedene Entstehungsmechanismen der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis darzustellen. Sie liefern damit eine mögliche Antwort auf die Frage, warum Therapien bei einigen Patienten wirksamer sind als bei anderen und wie sie in Zukunft noch effektiver werden könnten.
Die Myasthenia gravis entsteht durch eine gestörte Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln. Normalerweise bindet der von den Nervenzellen freigesetzte Botenstoff Acetylcholin an Rezeptoren auf den Muskelzellen. Dadurch entsteht eine elektrische Erregung, die eine Kontraktion des Muskels auslöst. Bei der Myasthenia gravis werden diese Rezeptoren jedoch durch Autoantikörper des eigenen Immunsystems angegriffen, wodurch die Signalweiterleitung blockiert wird. Wird die Muskulatur belastet, ermüdet sie schnell. Betroffene leiden häufig unter Muskelschwäche, die im schlimmsten Fall bis zu Lähmungen und Atemversagen fortschreiten kann.
Wie genau das Immunsystem die Rezeptoren angreift, konnten Forschende nun erstmals im Detail zeigen und machten dabei eine unerwartete Entdeckung. Sie konnten erstmals mit hochauflösender Elektronenmikroskopie die Struktur des Acetylcholin-Rezeptors darstellen und anschließend nachweisen, dass Autoantikörper von Patienten an unterschiedliche Stellen des Rezeptors binden können. Je nach Bindungsregion wird die Signalübertragung an die Muskelzellen unterschiedlich beeinflusst. Während manche Autoantikörper die Bindung von Acetylcholin an den Rezeptor verhindern, können andere Autoantikörper vor allem die Funktion des Rezeptors beeinflussen.
Diese Erkenntnisse könnten erklären, weshalb Patienten unterschiedlich auf verschiedene Therapiemethoden ansprechen und bieten zugleich eine Grundlage für die Entwicklung neuer, zielgerichteter und personalisierter Behandlungsmöglichkeiten.
Quelle: https://www.cell.com/cell/abstract/S0092-8674(25)00277-6?