Forschende aus den USA haben einen bisher unbekannten Mechanismus entdeckt, der eine wichtige Rolle in der Entstehung von chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen spielen könnte.

Die im renommierten Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie untersuchte das sogenannte Granzym K und dessen Rolle bei der Entstehung von Entzündungsprozessen. Granzym K ist ein körpereigenes Enzym, das von bestimmten Immunzellen produziert und freigesetzt wird. Granzyme haben als Botenstoffe des Immunsystems die Funktion, Virus-infizierte Zellen und Tumorzellen abzutöten. Allerdings gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass Granzyme auch Entzündungsreaktionen im Körper hervorrufen können.

Die Forschenden fanden heraus, dass in chronisch entzündetem Gewebe besonders viele Immunzellen vorkommen, die das Granzym K freisetzen. Dort aktiviert es das sogenannte Komplementsystem, eine Kaskade aus verschiedenen Proteinen, die im Zuge der Immunantwort aktiviert werden und schädliche Erreger im Körper bekämpfen. Bevor das Komplementsystem aktiviert werden kann, müssen die krankhaften Zellen normalerweise mit einem Erkennungs-Molekül markiert werden, an dem die Proteine des Komplementsystems andocken können. Nur so kann das Immunsystem diese erkennen und bekämpfen.

Granzym K hat jedoch einige Besonderheiten: Im Gegensatz zu anderen Proteinen des Immunsystems wird es von den Immunzellen kontinuierlich in geringen Mengen freigesetzt, auch ohne eine Aktivierung der Zelle durch einen Erreger. Zudem hat es die Eigenschaft, direkt an die Oberfläche von körpereigenen Gewebezellen zu haften und das Komplementsystem zu aktivieren, ohne dass diese zuvor durch Erkennungs-Moleküle markiert wurden. Granzym K löst also eine Entzündungsreaktion aus, obwohl kein schädlicher Erreger vorhanden ist. Es könnte somit in direktem Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen stehen.

Und tatsächlich entdeckte das Team eine wichtige Rolle von Granzym K bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen. Sie fanden heraus, dass in der entzündeten Gelenkinnenhaut von Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis genau diejenigen Bereiche besonders reich an Granzym K waren, in denen auch das Komplementsystem stark aktiviert war.

Da Granzym K produzierende Immunzellen bei vielen Autoimmunerkrankungen (u.a. Morbus Crohn, Rheumatoide Arthritis und Lupus Erythematodes) vorkommen, glauben die Forschenden, dass Granzym K nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieser Krankheiten spielt, sondern auch ein vielversprechendes Ziel für zukünftige Therapien darstellen könnte.

 

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41586-025-08713-9